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Der Förderverein Wassersporthandicaps e.V. ist aus der Arbeit verschiedener Projekte des Landesruderverbandes Berlin e.V. hervorgegangen.
Maßnahmen der produktiven Arbeitsförderung (ABM / SAM), finanziert von der Bundesanstalt für Arbeit, dem Land Berlin, aus dem Europäischen Sozialfond sowie mit Eigenmitteln des Landesruderverbandes Berlin waren der Ausgangspunkt für Projekte die Menschen jeglichen Alters und mit unterschiedlichem geistigem oder körperlichem Handicap den Wasserfahrsport (rudern und Kanu) in Berlin ermöglichten.
Optimale Bedingungen für den Sportbetrieb gab es im Sportobjekt an der Berliner Regattastrecke in Grünau.
1994 wurde das Training mit sechs körperbehinderten und vier geistig behinderten Sportlern aufgenommen; 1999 nutzten etwa 100 Sportler regelmäßig wöchentlich dieses in Deutschland einmalige Angebot. Über 400 Menschen mit körperlicher, geistiger oder psychischer Behinderung aus ganz Berlin konnten in den sechs Jahren des Bestehens dieser Projekte an den Wassersport herangeführt werden, darunter auch eine Vielzahl von schwerst- und mehrfach behinderten Menschen
Von Beginn an war der Bootsbau ein Bestandteil des Vorhabens: Gig-Boote wurden den Behinderungen entsprechend "angepasst", so z.B. durch die Eigenentwicklung von Schwimmkörpern, die ein Kentern unmöglich machen, Sitzvarianten bei unterschiedlicher Rumpfstabilität etc. Bereits 1994 wurde das erste Boot für querschnittsgelähmte Sportler vorgestellt. 1999 erfolgte der Bau des in Deutschland ersten Prototyps eines Bootes für Menschen mit Handicaps, der dem Renncharakter von Skiffs nahe kommt.
Wie im Bootsbau erfuhr das gesamte Vorhaben eine ständige qualitative Entwicklung: seit 1995 wurden mit dem Zuwachs weiterer Stellen die integrativen Möglichkeiten des Rudersports stärker genutzt, z.B. im Rahmen der Kutter Integrale: seit 1998 findet dieses integrative Ereignis einmal jährlich statt; dazu finden sich viele behinderte und nichtbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen, um in verschiedenen Booten (Ruderboote, Kanus, Kutter - mit dem auch gesegelt werden kann) auf Berlin-Brandenburger Gewässern gemeinsam ein Wochenende zu verbringen
Die umfangreichen rehabilitativen Möglichkeiten des Wassersports wurden in Abstimmung mit den Sportlern gezielt im Training eingesetzt. 1998 wurde das bislang auf den Rudersport beschränkte Angebot um die Sportart Kanu erweitert.
Handicap-Demonstrationsrennen bei verschiedensten Regatten dienten seit 1995 dazu, das Anliegen des Verbandsvorhabens wie auch das Leistungsvermögen behinderter Menschen öffentlich zu machen. Daraus wurden in den Jahren 1999 / 2000 erste Ansätze für das Wettkampfrudern entwickelt - ein Bereich der behinderten Menschen in Deutschland bis dahin verschlossen war.
1996 wurde das weltweit erste internationale Treffen zum Thema „Rudern für Menschen mit Handicaps“ in Berlin organisiert. Das war der der Grundstein für die Gründung der gleichnamigen Arbeitsgruppe der FISA sowie für die seitdem jährlich stattfindenden Symposien des Weltverbandes zum Thema. Das Projektteam wirkte entscheidend in diesen internationalen Gremien mit und hat dadurch nicht zuletzt auch detaillierte Kenntnis aller nennenswerten internationalen Entwicklungen auf dem Gebiet.
Mit den beschriebenen Maßnahmen wurde in für Deutschland einmaliger Weise der Nachweis eines hohen Bedarfs für Handicap-Wassersport ebenso erbracht wie ein hohes Maß an Fachkompetenz beim Aufbau eines solchen Sportangebots entwickelt, das nachweislich über vielfältige Potenzen verfügt, das Leben behinderter Menschen in umfassender Weise positiv zu gestalten.
Die Kapazität der Grünauer Projekte konnte jedoch den Berliner Bedarf in keiner Weise decken.
Vor allem aber war die Befristung der Stellen und die Ungewissheit der jährlich neu zu beantragenden Verlängerungen der Maßnahmen angesichts immer geringer werdender öffentlicher Gelder langfristig kein geeignetes Instrumentarium.
Mit dem endgültigen Auslaufen der Maßnahmen zum Ende des Jahres 2000 droht dieses erfolgreiche und beliebte Grünauer Projekt ohne Ersatz zu verschwinden.
Eine Lösung der Problematik liegt in der Integration des Handicap-Wassersports in die zahlreich vorhandenen Wassersportvereine.
Diesen Prozess in Gang zu bringen, zu steuern und zu begleiten ist die Hauptaufgabe des Fördervereins Wassersporthandicaps e.V., der am 25.10.2000 in Berlin-Grünau gegründet wurde. Dabei soll die über Jahre gewachsene Fachkompetenz aus den Wassersportprojekten des LRV Berlin genutzt und fortgeführt werden.